In der Schweiz steht jungen Männern ein wegweisender Entscheid bevor: Militärdienst oder Zivildienst? Raphaël Burkhalter, Jugendpastor bei der Mennonitischen Jugendkommission der Schweiz erklärt, warum er sich für den Zivildienst entschieden hat.
In der Schweiz sind alle Männer zwischen 18 und 35 Jahren verpflichtet, Militärdienst zu leisten. Für jene, die diesen aus Überzeugung nicht antreten wollen, gibt es jedoch den Zivildienst. Dieser dauert anderthalb Mal so lange wie der Militärdienst – insgesamt also 368 Tage.
Eigenverantwortung statt Hierarchie
Die Einsatzmöglichkeiten im Zivildienst sind vielfältig: Ob in der Krankenpflege, der Landwirtschaft, im Bildungssektor oder sogar in der internationalen Entwicklungsarbeit – für jeden ist etwas dabei.
Der Ablauf des Zivildienstes unterscheidet sich wesentlich vom Militärdienst. Während Soldaten in der Rekrutenschule ausgebildet werden und regelmässig zu Wiederholungskursen antreten müssen, liegt beim Zivildienst vieles in der Eigenverantwortung. Zivildienstleistende organisieren ihre Einsätze selbst, suchen sich die Einsatzbereiche, -orte und -zeiträume und schliessen entsprechende Verträge mit den Institutionen ab.
Einsätze in Südafrika und in einem Gefängnis
Ich habe mich 2016 bewusst für den Zivildienst entschieden, weil er besser zu meinen Überzeugungen passte. Zudem konnte ich die Relevanz des Militärdienstes für mich nicht erkennen. Inspiriert vom Beispiel von Nicolas Ehrismann aus der Geisbergkirche, absolvierte ich einen achtmonatigen Einsatz in Südafrika bei der Mission Timion NPC. Hier konnte ich meine Schreiner-Ausbildung für eine sinnvolle Aufgabe einsetzen.
Mein zweiter Einsatz folgte 2018 in der Schweiz. Hier arbeitete ich mit Gefangenen zusammen und lernte die Herausforderungen kennen, mit denen Häftlinge sowie abgelehnte Asylbewerber konfrontiert sind – insbesondere jene, die nach ihrer Haft abgeschoben werden.
Bewusst anderen dienen
Der Zivildienst bietet eine wertvolle Möglichkeit, bewusst anderen zu dienen. Indem wir unsere Talente einsetzen, uns für Unterdrückte stark machen und für den Umweltschutz engagieren, können wir neue Perspektiven gewinnen. So entsteht nicht nur ein Beitrag für die Gesellschaft, sondern auch die Chance, die eigene Berufung zu entdecken.
Text:
Raphaël Burkhalter, Jugendpastor bei der Mennonitischen Jugendkommission der Schweiz
Dieser Artikel wurde zuerst im Magazin Christ Seul veröffentlicht. Für menno.ch wurde er auf Deutsch übersetzt und mit eine Lead und Zwischentiteln versehen.