Letzte Woche ist im Berner Jura die Stiftung Täufererbe gegründet worden. Sie will mit einer Sammlung von historischen Objekten das kulturelle Erbe der Täuferbewegung bewahren. Die Sammlung soll der interessierten Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich sein.
Letzte Woche ist auf dem Jeanguisboden oberhalb von Corgémont (BE) die Stiftung «Täufererbe» gegründet worden. Anwesend waren Vertreter:innen der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS), der Evangelischen Mennonitengemeinde Sonnenberg, des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte sowie zahlreiche private Stifter:innen. Das Ziel der Stiftung ist, das kulturelle Erbe der Täuferbewegung zu bewahren. «Wir sind es unserer Gemeinschaft schuldig, diese Erinnerungspflicht zu erfüllen», sagte Beat Gerber, Notar und Mitglied im Stiftungsrat, bei der Gründungsversammlung gegenüber dem Journal du Jura.
Hoffen auf Schenkungen von Privatpersonen
Um ihren Auftrag zu erfüllen, plant die Stiftung den Aufbau eines Forschungs- und Dokumentationszentrums, in welches das täufergeschichtliche Archiv der Konferenz der KMS integriert werden soll. Diese Sammlung, die unter anderem aus Bibeln und Dokumenten besteht, soll mit weiteren historischen Objekten ergänzt werden – etwa aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Literatur, Volkskultur, bildende Kunst, Fotografie und Musik. Dabei hofft die Stiftung auf zahlreiche Schenkungen von Privatpersonen. Markus Jost, Präsident der neuen Stiftung, vertraute bei der Gründung dem Journal du Jura an: «Wir wissen, dass viele täuferisch-mennonitische Familien derzeit noch Dokumente und Gegenstände aufbewahren, die wichtige Zeugen unserer Vergangenheit sein könnten.»
Zusammentragen, aufbewahren und zugänglich machen
Gemäss Michel Ummel, Präsident der Archivkommission der KMS, bringt die Rechtsform der Stiftung für das Vorhaben entscheidende Vorteile: «Um historische Schätze zu bewahren, ist eine Stiftung besonders gut geeignet, weil sie rechtlich gesehen langlebig ist», erklärte nach der Gründungsversammlung in einem Interview mit Radio Jura Bernois. Die neue Stiftung will jedoch weit mehr, als historische Objekte zusammentragen und aufbewahren. Das Ziel ist, die gesamte Sammlung der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen. Dies soll beispielsweise durch Ausstellungen, Leihgaben, Konferenzen und kulturelle Veranstaltungen geschehen. Auf diese Weise möchte die Stiftung ein besseres Verständnis für die besondere Rolle der täuferisch-mennonitischen Geschichte im Kontext der Weltgeschichte fördern. Darum wird sich der Stiftungsrat kümmern, der neben Markus Jost und Beat Gerber aus fünf weiteren Personen besteht, darunter zwei Spezialistinnen in der Aufbewahrung von historischen Dokumenten.
Kapelle Jean Gui als Forschungs- und Dokumentationszentrum
Ihr Forschungs- und Dokumentationszentrum möchte die Stiftung in der Kapelle Jean Guy einrichten. Diese befindet sich auf dem Jeanguisboden und beherbergt bereits das Archiv der KMS. Zudem ist sie eine Station auf dem Täuferweg, einer Wanderung, die dazu einlädt, das täuferisch-mennonitische Erbe auf den Höhen des Berner Juras zu entdecken. Die Kapelle gehört derzeit der Evangelischen Mennonitengemeinde Sonnenberg und wurde bis vor kurzem als Versammlungslokal genutzt. Da die Gemeinde, die noch drei weitere Gebäude besitzt, die Kapelle finanziell und personell nicht mehr tragen möchte, sucht sie derzeit nach Ideen für eine alternative Nutzung. Die neue Stiftung bekundete Interesse daran, die Kapelle von der Gemeinde zu übernehmen.
Text:
Simon Rindlisbacher
Foto:
Daniel Geiser