Kurzfassung einer Predigt zu Johannes 21, 1-14, gehalten am 16. April 2023 in der Evangelischen Mennonitengemeinde Sonnberg
Johannes 21 nimmt uns in den Alltag der Jünger nach Ostern hinein. Sie suchen Halt in der Gewohnheit, beim Fischen auf dem Tiberias-See. Aber sie haben die ganze Nacht nichts gefangen. Sie sind am absoluten Tiefpunkt angelangt. Es ist schwarze Nacht und kein Fisch geht ins Netz. Die «fischlose» Nacht steht sinnbildlich auch für die innere Leere und Trauer der Jünger. Es ist Wartezeit. In der Gemeinde und in unseren Leben gibt es Zeiten, wo wir warten, suchen, zweifeln und resignieren. Wo es uns so vorkommt, als gehe es nur noch rückwärts statt vorwärts. Die schwarze Nacht, welche die Jünger erleben, können wir alle mit unseren eigenen Geschichten füllen. Es sind Tiberias-Erfahrungen – im Dunkeln auf einem See zu treiben und leere Netze mit sich zu ziehen.
Und so, am Ende unserer Möglichkeiten tritt Jesus ans Ufer unseres Lebens – genau das zeigt uns Johannes 21. Denn Jesus will mit unserem Alltag zu tun haben. «Kinder, habt ihr nichts zu essen?» fragt er. Und wie die Jünger damals, müssen wir antworten: «Nein! Wir haben nichts Wir stehen da mit leeren Händen wie Bettler.» Und in genau diese Situation hinein offenbart sich Jesus, der Auferstandene. Er interessiert sich für unsere ganz persönliche Not. Unser Alltag ist ihm nicht zu alltäglich. Unsere leeren Netze sind ihm nicht zu schäbig. Er will in diesem Moment, dass wir ihm vertrauen, dass er uns das Netz zur rechten Zeit füllen wird.
In der Johannes-Geschichte füllt der Auferstandene die Netze der Jünger. Im Kreis um das Feuer, beim Braten des Fischs, beim Teilen des Essens, das ans Abendmahl erinnert, wird ihnen schliesslich klar: Es ist Jesus. In der heutigen Zeit der Unsicherheit, wenn vieles aus den Fugen gerät, uns Krankheit oder die unsichere Weltlage Angst machen, bleibt dieser Satz und steht für alle Zeiten fest: Es ist Jesus. Und er füllt auch unsere Netzte und feiert mit uns Gemeinschaft. Auch wenn wir ihn nicht sehen, auch wenn nicht alles gut ist, wenn wir Angst haben, uns Sorgen quälen, so können wir uns an dem Geschehen von Ostern festhalten: Es ist Jesus. Er lebt. Er ist da. Wo wir auf Gott vertrauen, finden auch wir neue Wege.
Wir wollen nicht nachlassen auf seine Spuren in unserem Leben, in unserem Alltag zu sehen; danach zu suchen, für ihn offenzubleiben. Wo uns das gelingt, wird Ostern zu etwas, was sich jeden Tag aufs Neue ereignet. Darauf kommt es an: Jesus Christus im Herzen zu haben. Bei ihm bleiben, für ihn offen sein. Wir wollen ihn lieben wie ein Johannes, uns von ihm begeistern lassen wie ein Petrus, an ihm festhalten trotz Zweifel wie ein Thomas. Es ist Jesus. Für dich und für mich. Und er füllt unsere Netze.
Predigt:
Dorli Bühler