Seit 2020 ist die Evangelische Mennonitengemeinde Tavannes im ehemaligen Zeughaus in Tavannes zu Hause. Am vergangenen Sonntag wurde das Gebäude nach einer fünfjährigen Umbauphase feierlich eingeweiht. Ernest Geiser, der Vorsitzende der Gebäudekommission, blickt auf den Weg zurück, den die Gemeinde bis dahin zurückgelegt hat.
Was hat euch dazu bewogen für die Gemeinde ein neues Gebäude zu kaufen und umzubauen?
Ernest Geiser: Ab Anfang der 2000er Jahre hatten wir in unseren Räumen am Chemin de Belfond in Tavannes zunehmend zu wenig Platz. Obwohl das eigentlich ein “schönes Problem” war, mussten wir uns doch mit grosser Kraft daran machen, eine neue Lösung zu suchen. Eine Zeit lang kamen wir zwar mit provisorischen Lösungen zurecht, insbesondere für die Kinder, die für ihre Aktivitäten in die nahe gelegene Alter Ecole ausweichen konnten. 2016 entschieden wir aber, das Zeughaus in Tavannes zu kaufen, das von der Armasuisse zum Verkauf angeboten wurde. Das grosse Gebäude aus dem Jahr 1895 bietet viel Platz für das Gemeindeleben, sowohl in den Aussen- wie auch den Innenbereichen. Zudem befindet es sich mitten im Dorf und ist von der Hauptstrasse her einfach zugänglich.




Wie lang hat der Umbau gedauert? Sind noch weitere Arbeiten geplant?
Da es sich um ein großes Projekt handelt, haben wir die Arbeiten in mehrere Etappen unterteilt. 2016 haben wir das Gebäude erworben, die Pläne erstellt und die Baubewilligung beantragt. In einer zweiten Etappe von 2017 bis 2020 haben wir die Räume umgebaut, die wir nun mit der Gemeinde nutzen. D.h. den grossen Saal mit allen Nebenräumen und die Räume für die Kinder- und Jugendarbeit. Diese Räume machen mehr als die Hälfte des Gebäudes aus. Seit 2021 sind wir in einer dritten Etappe dabei, die Räume umzubauen, die wir vermieten werden. Sie werden den Wünschen der Mieterinnen und Mieter entsprechend fertiggestellt. Diese Etappe werden wir im laufenden Jahr abschliessen. Alle anderen Arbeiten werden wir zu einem späteren Zeitpunkt angehen. Dazu gehören der Einbau einer grossen Küche und die weitere Gestaltung des Aussenbereichs.
Was waren die grossen Herausforderungen? Was bleibt dir vom Prozess positiv in Erinnerung?
Herausfordernd war sicher, als Gemeinde die Einheit finden, die nötig ist, für den Erwerb einer so grossen Liegenschaft. Dann mussten wir akzeptieren, dass es Geduld braucht, in einem solchen Prozess, der von vielen Wendungen und unvorhergesehenen Ereignissen geprägt ist. Schön war, dass wir immer wieder Gebetserhörungen erleben durften, mit denen sich neue Möglichkeiten eröffneten. Ermutigend und beeindruckend waren die grosszügige finanzielle Unterstützung durch Mitglieder und Freunde und das grosse und ausdauernde ehrenamtliche Engagement vieler Personen und die vielen anderen Wunder, die wir auf unserem Weg erleben durften.
Wie hat das Projekt eure Gemeinde verändert?
In den zehn Jahren vor dem Kauf des Gebäudes haben die Mitglieder der Gemeinde in zahlreichen Entscheidungsschritten das Vertrauen auf Gott eingeübt und gestärkt. So konnten wir lernen, einen guten Umgang miteinander zu leben, im Austausch, im Gebet, im gegenseitigen Respekt und in der Suche nach Lösungen, wie wir den unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden könnten.

Ernest Geiser ist Vorsitzender der Gebäudekommission der Evangelischen Mennonitengemeinde Tavannes.
Was bedeutet euch das neue Gebäude?
Für uns ist das neue Gebäude ein Instrument. Wesentlich bleibt, was die Menschen aus verschiedenen Generationen dort erleben, wenn sie sich treffen, um die Gute Nachricht zu hören, ihren Glauben zu leben und als Jüngerinnen und Jünger Jesu ausgerüstet zu werden, selbst Zeugnis für die Gute Nachricht zu sein. Die grosszügigen Räume und der viele Platz auf dem Gelände bieten ein ideales Umfeld, um all dies gemeinsam in seiner Vielfalt zu erleben. Das Ziel ist es, dass der Ort sieben Tage die Woche lebt mit solidarischen Aktionen, Bildungsangeboten oder in dem wir Raum bieten für verschiedene Interessengruppen und vieles mehr.
Was empfehlt ihr anderen Gemeinden, die ein ähnliches Projekt planen?
Wichtig ist, genügend Zeit einzuplanen, um die verschiedenen Etappen miteinander zu beraten und für das Gebet. Zudem sollte man auch nicht vergessen, jenen Menschen gut zuzuhören, die Vorbehalte und Befürchtungen äussern. Wichtig ist auch, die Einheit, zu bewahren ohne jemanden zu privilegieren, und die Mitbeteiligten in die Verantwortung nehmen. Schliesslich ist hilfreich, endgültige Entscheidungen mit deutlichen Mehrheiten zu treffen. Als es um den Entscheid ging, das Zeughaus zu kaufen, sprachen sich über 80 Prozent der Mitglieder für den Kauf aus.