Die Mennonitengemeinden der Schweiz gehen zurück auf die Täuferbewegung der Reformationszeit im frühen 16. Jahrhundert.
In ihr verbinden sich Elemente aus spätmittelalterlicher Volksfrömmigkeit, humanistischer Zeitkritik und latent vorhandenem Antiklerikalismus auf je sehr unterschiedliche Weise mit Impulsen aus der Reformation. Im Umfeld der Niederschlagung des Bauernkriegs (1525) wurde das Täufertum zum Sammelbecken von Gläubigen, welche sich in ihrem Bemühen um die Wiederherstellung des «wahren Christentums» für eine radikalere Reform einsetzten.
Zunehmend gingen diese Menschen auf Distanz zu Luther und Zwingli. Als Täufer*innen wurden dabei diejenigen Gläubigen bezeichnet, deren gemeinsames Kennzeichen die Verweigerung der Säuglingstaufe und die Praxis der Gläubigentaufe im Erwachsenenalter war. Entscheidend neu gegenüber den alten und neuen Volkskirchen war dabei nicht primär die Taufform, sondern die damit verbundene Freiwilligkeit von Glaube und Kirchenmitgliedschaft.
Insgesamt können europaweit drei grosse täuferische Gruppen unterschieden werden: erstens die «Schweizer Brüder» v.a. im schweizerischen, elsässischen und süddeutschen Raum, zweitens die nach dem Fall des «Wiedertäufer-Reichs» von Münster (BRD) von 1535 durch Menno Simons wieder gefestigten und auf einen gewaltlosen Kurs verpflichteten niederländischen und norddeutschen Doopsgezinde oder Mennoniten, drittens die aus Flüchtlingen in Mähren entstandenen Hutterer, deren auffälligstes Merkmal das kommunitäre Leben auf «Bruderhöfen» in Arbeits- und Gütergemeinschaft darstellt.
Grundlegend für das schweizerische Täufertum war die am 21.1.1525 erstmals praktizierte Gläubigentaufe im Kreise ehemaliger Schüler und Freunde Zwinglis in Zürich. Ausgehend vom Zürcher Täuferkreis verbreitete sich dieser Zweig der Bewegung bald quer durch Mitteleuropa. Manchenorts vermischten sich diese Impulse mit Anschauungen aus anderen Aufbruchsbewegungen.
Für die Täufer*innen auf Schweizer Territorium kommt den im Schaffhausichen verabschiedeten Schleitheimer Artikeln von 1527 besondere Bedeutung zu. Mit diesem Bekenntnis grenzte sich eine fortan als «Schweizer Brüder» bezeichnete Gruppe sowohl innertäuferisch als auch gegenüber den Volkskirchen als «erste evangelische Freikirche» ab. Charakteristisches Merkmal war eine auf Freiwilligkeit basierende, sich an der Bibel orientierende und in ihrem Streben nach sichtbarer «Besserung des Lebens» auf Distanz zu Obrigkeit und Welt gehende gewaltlose Gemeinschaft.
Ihr Nonkonformismus wurde spürbar in der Verweigerung des offiziellen Kirchgangs, des Eids und des Kriegsdienstes, aber auch in innovativen Formen der Nachbarschaftshilfe. Durch die radikale Kritik der Täufer*innen an der religiös-sozialen Situation ihrer Zeit sowie an der engen Allianz von Kirche und Obrigkeit zogen sie rasch den Zorn der Mächtigen auf sich. Wohl versuchten diese bis ins 17. Jh. immer wieder, die Täufer*innen in teils öffentlichen Disputationen von ihren Positionen abzubringen. Die Erfolglosigkeit dieser Massnahmen heizte die Repression aber stets neu an. Trotz (bzw. auch infolge) der rasch einsetzenden Verfolgung verbreitete sich die Bewegung bald nicht nur in der Schweiz, sondern auch quer durch Europa bis nach Russland, später auch nach Nord- und Südamerika.
In der Eidgenossenschaft befanden sich im 16. Jh. die meisten Täufer*innen in Bern und Zürich, ferner in Solothurn, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und Graubünden. Gefängnis, Folter, Güterkonfiskation, Verbannung und Hinrichtung trieben sie aber immer mehr in die Isolation und in eine bisweilen auch theologische Enge. Interne Konflikte führten 1693 zur Entstehung der Gemeinschaft der Amischen.
Ein periodischen Nachlassen der Repression sowie Einflüsse aus Pietismus und Erweckungsbewegungen liessen die Gemeinden später wieder anwachsen, führten teilweise aber auch zum Rückzug als «Stille im Lande». Nachdem sich bis ins 18. Jh. die niederländischen Mennoniten vehement für ihre verfolgten Glaubensverwandten in der Schweiz eingesetzt hatten, brachten erst die Aufklärung und die Französische Revolution den schweizerischen Täufer*innen einige Erleichterung. Anlass zu Konflikten mit den Behörden hat bis ins 20. Jh. der für «Historische Friedenskirchen» wichtige täuferische Grundsatz des Gewaltverzichts gegeben, anderseits hat dies aber auch zum Engagement für die Einführung eines Zivildienstes geführt.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben zahlreiche «Schritte der Versöhnung» zwischen den grossen Volkskirchen und der täuferisch-mennonitischen Gemeinschaft stattgefunden: Das Gegeneinander ist zunehmend einem Miteinander gewichen. Mit dem Hineinwachsen in eine zunehmend säkulare und pluralistische Gesellschaft stellt sich heute die Frage nach der eigenen kirchlichen und theologischen Identität auch den täuferisch-mennonitischen Gemeinden auf eine neue Weise.
Nachkommen schweizerischer Täufer*innen leben teils noch heute dort, wo ihre täuferischen Vorfahren früher Asyl gefunden hatten: Etwa im Elsass und in der Pfalz, in den Niederlanden und in Nordamerika.
Etliche von ihnen gehören noch heute zur mittlerweile global als Mennoniten bezeichneten Kirche, die 2020 weltweit über 2 Mio. Mitglieder zählte. Die Mehrheit davon hat allerdings längst keine europäischen Wurzeln mehr, sondern stammt aus Asien, Afrika und Südamerika.
Neben den Mennoniten zählen sich auch die Baptisten und die von Samuel Heinrich Fröhlich begründeten Evangelischen Täufergemeinden oder «Neutäufer» zur täuferischen Tradition, haben aber jüngere Wurzeln.
Weiterführende Hinweise (Deutsch):
Mennonitisches Lexikon, URL: http://www.mennlex.de/
Schweizerischer Verein für Täufergeschichte, URL: https://mennonitica.ch/
Global Anabaptist-Mennonite Encyclopedia Online, URL: https://gameo.org/