Immer wenn ein Monat fünf Sonntage hat, feiern die Mennonitengemeinden im Jura gemeinsam Gottesdienst. Auf dem Programm steht viel Musik, Austausch in Gruppen und Gebet. Das Format kommt gut an.
Es gibt immer mal wieder Monate mit fünf Sonntagen – pro Jahr vier oder fünf. In vielen Mennonitengemeinden in der Schweiz ist es üblich, dass es an diesen fünften Sonntagen kein Gottesdienst stattfindet. Anders ist es in sieben der Gemeinden im Jura: Sie feiern auch an diesem Tag einen Gottesdienst, den «Fünften Sonntag» – gemeinsam, auf Französisch und mit einem speziellen Profil. Der Gottesdienst startet jeweils mit einem ausgedehnten Lobpreisblock und auch zwischen den weiteren Programmpunkten wird viel gesungen. Ein zentrales Element ist also die Musik oder, genauer gesagt, moderne Lobpreismusik. Weiter gibt es anstatt einer langen Predigt einen kurzen Gedankenanstoss und meistens Zeit für den Austausch in Gruppen und für das gemeinsame Gebet. Ausserdem haben die Teilnehmenden in der Regel die Möglichkeit, von ihrem Unterwegssein mit Gott zu berichten. «Schliesslich hat es sich auch etabliert, dass im Anschluss an den Gottesdienst jeweils ein Apéro stattfindet, bei dem die Leute noch etwas länger zu verweilen und ihre Beziehungen zu pflegen können», sagt Julia Sauser, die den «Fünften Sonntag» initiiert hat.
Ein gemeinsames Angebot für die ganze Region
Vor ein paar Jahren hatte Julia den Wunsch, einen Lobpreisgottesdienst zu gestalten. Sie merkte aber, dass in ihrer eigenen Gemeinde, der Alttäufergemeinde La Chaux-d’Abel, das Bedürfnis dafür nicht gross genug war. So begann sie sich mit Menschen aus anderen Mennonitengemeinden in der Region auszutauschen. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, ein übergemeindliches Angebot für die ganze Region auf die Beine zu stellen. Heute wird der «Fünfte Sonntag» von Julia zusammen mit Jonathan Ummel und Loris Augsburger aus der Mennonitengemeinde Les Bulles, Valentin dos Santos aus der Mennonitengemeinde Sonnenberg, Melanie Loosli, Sandy Burkhalter und Isaline Amstutz aus der Mennonitengemeinde Kleintal organisiert. Valentin dos Santos, Pastor bei der Mennonitengemeinde Sonnenberg, schätzt die gemeinsamen Vorbereitungen in dieser Gruppe sehr: «Sie lassen uns über die Gemeinden hinweg zusammenwachsen.»
Gut 200 Personen aus allen Altersgruppen
Durchgeführt wird der Gottesdienst abwechslungsweise in den Räumen der Mennonitengemeinden Tavannes, La Chaux-d’Abel, Sonnenberg und Kleintal. Für die vielen beteiligten Gemeinden sei es bereichernd, für die Dauer eines Gottesdienstes auf die Stärken und Gaben der anderen Gemeinden zählen zu können, sagt Valentin dos Santos. «Für kleine Gemeinden kann es besonders ermutigend sein, dank dem gemeinsamen Gottesdienst auch einmal einen vollen Gottesdienstsaal zu erleben.» Und das ist gemäss Julia oft der Fall. Die Teilnehmerzahl wachse ständig. «Beim letzten Gottesdienst waren gut 200 Personen aus allen Altersgruppen dabei», sagt sie. Das Format scheint also gut anzukommen. «Wir bekommen viele gute Rückmeldungen», bestätigt Julia. Auch wenn der gemeinsame Austausch und die Gebetszeiten für manche ungewohnt und eher herausfordernd seien, würden die meisten die Gottesdienste als ermutigend empfinden.
Kirche ist grösser, als eine Lokalgemeinde «Für mich persönlich ist es etwas ganz Besonderes und Berührendes, alle singen zu hören und gemeinsam mit so vielen Gott anzubeten», sagt Julia. Viele würden auch einfach die Möglichkeit schätzen, Menschen aus anderen Gemeinden zu treffen. Das sieht auch Valentin so. Für ihn ist das sogar einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg: «Durch die Gottesdienste wird den Leuten bewusst, dass wir eine Kirche sind, die grösser ist als unsere lokalen Gemeinden.»