Im Mai 2025 feiert die Täuferbewegung in Zürich ihr 500-jähriges Bestehen. Der Tag steht unter dem Thema «Mut zur Liebe». Jürg Bräker ist Generalsekretär der Konferenz der Mennoniten der Schweiz und Mitglied im Komitee, das die Feier organisiert. Er erklärt, was es mit dem Thema auf sich hat.
Im Jahr 2025 blickt die weltweite Täuferbewegung auf die 500 Jahre ihres Bestehens. Die Mennonitische Weltkonferenz lädt am Auffahrtstag, dem 29. Mai 2025, nach Zürich zu einer grossen Feier ein. Auch wenn wir auf eine lange Geschichte blicken, soll an dieser Feier die Gegenwart der Täuferbewegung im Vordergrund stehen. Wer sind wir heute als weltweite Gemeinschaft? Was ist uns wichtig? Wofür engagieren wir uns in dieser Welt?
Wenn wir auf die lange Geschichte unserer Bewegung zurückblicken, möchten wir teilen, was wir sind und haben. Nicht nur mit anderen Kirchen. Das Engagement in dieser Welt für Frieden, für Versöhnung, für ein Zusammenleben in der Gesellschaft, in dem sich etwas von der Frühlingsluft des Kommens des Friedensreiches Christi erahnen lässt – das gehört zu den Kernelementen, wie Täufer:innen heute ein Leben in der Nachfolge verstehen.
Dieses Engagement fassen wir unter das Thema «Mut zur Liebe.»
Es braucht Mut, sich in einer Gesellschaft für Versöhnung einzusetzen, die von Polarisierungen zerrissen ist. Es braucht Mut, sich zwischen die Fronten zu stellen, zuzuhören und zu verstehen versuchen, was andere bewegt. Es braucht Mut, auf Liebe zu setzen statt auf Einfluss, Macht und Kontrolle.
In einer Welt, in der laut gefordert wird, Stellung zu beziehen und sich abzugrenzen von denen, mit denen man nicht identifiziert werden möchte, da braucht es Mut, auf die Liebe zu setzen. Die Liebe, die bereit ist, für die Feinde das Leben hinzugehen, so wie Christus sein Leben hingibt für die Feinde.
Wenn der Reformator Huldrych Zwingli dazu aufrief, um «Gottes Willen etwas Tapferes» zu tun und für die Reformation in den Krieg zu ziehen, dann waren jene, die nicht mitgehen wollten – die Täufer – nicht mutlos. Gewaltlosigkeit meint ein ebenso mutiges Engagement für eine Welt, in der Gottes Liebe erfahren wird. Etwa wie jenes der Geschwister in Äthiopien, die mitten in der Gewalt eines Bürgerkriegs öffentlich machen, dass sie keine Waffen tragen. Oder jenes eines Pastors in Indonesien, der radikalen Muslimen hilft, die Gewalt in den eigenen Reihen zu überwinden.
Und wir heute hier? Wo ist unser mutiges Handeln in Liebe heute gefragt? Wie treten wir hilfreich zwischen die Fronten, wie bezeugen wir einen Gott, der sich hingibt, um die Welt mit sich zu versöhnen?
Text:
Jürg Bräker