Zum Auftakt in das Jubiläumsjahr zum 500-jährigen Bestehen der Täuferbewegung trafen sich Vertreter:innen der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) zu einer Feier in Zürich. Sie erinnerten an die Ursprünge der Bewegung, die für Glaubensfreiheit und Frieden steht, und reflektierten über ihre Geschichte und aktuelle Herausforderungen.
Am 21. Januar 1525 tauften sich in Zürich mehrere Personen aus dem Umfeld des Reformators Ulrich Zwingli gegenseitig. Diese erste Glaubenstaufe der Neuzeit markiert den Beginn der Täuferbewegung, die dieses Jahr ihr 500-Jahr-Jubiläum begeht. Die Bewegung zählt heute weltweit über zwei Millionen Gläubige. In der Schweiz sind rund 1800 dieser Gläubigen in der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) zusammengeschlossen, verteilt auf 13 Gemeinden. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres trafen sich etwas mehr als 60 Vertreter:innen dieser Gemeinden und den Kommissionen der KMS am 21. Januar 2025 zu einer Feier in Zürich.
Rückblick an historischem Ort
Die Feier begann an der Schipfe an der Limmat mit einem Blick zurück in die Geschichte. Die Schipfe erinnert gleichzeitig an die Verfolgung der ersten Täufer durch Kirche und an die Versöhnung der Täuferbewegung mit dem Stadtrat von Zürich und der Reformierten Kirche Zürich im Jahr 2004. «Auf diesem Boden der Versöhnung stehen wir. Wenn wir unserer Anfänge gedenken, gehen wir nicht hinter das neue Miteinander zurück», betonte Lukas Amstutz, Co-Präsident der KMS, in seiner Ansprache. Darin sprach er nicht nur vom Aufbruch, der vor 500 Jahren zur Entstehung der Täuferbewegung führte – einer Bewegung, die die Freiwilligkeit der Kirchengemeinschaft und die Nachfolge Jesu betonte. Er thematisierte auch den Bruch, den diese Entstehung bedeutete, und fragte, ob dieser nötig gewesen sei. Die Zuhörenden forderte er auf, darüber nachzudenken, wie heute mit starken Überzeugungen umgegangen werden kann, ohne zu spalten oder auszugrenzen. Mit ihren starken Glaubensüberzeugungen sei die Täuferbewegung häufig nicht mehrheitsfähig und deswegen Verfolgung, Folter, Enteignung und Hinrichtung ausgesetzt gewesen. Umso mehr sei es für ihn ein Geschenk, dass die Bewegung noch bestehe, sagte Lukas Amstutz. In ihrer 500-jährigen Geschichte habe die Bewegung immer wieder Menschen und Kirchen dazu inspiriert, die Nachfolge Jesu zu leben, Gemeinschaft zu pflegen und Frieden zu stiften. Zum Erbe der Täuferbewegung gehöre, der Gewalt den eigenen Mut zur Liebe entgegenzuhalten. «Ein Mut, der getragen sei vom Glauben an einen Gott, der nicht aufgebe», schloss der Co-Präsident der KMS.
Dankbarkeit und neues Leben aus Verbrauchtem
Der zweite Teil des Anlasses fand bei der Streetchurch statt, einer Gemeinde der reformierten Kirche Zürich, die zugleich soziales Werk und Kirchgemeinde ist. Hier stand ein authentischer Blick auf die Gegenwart der KMS-Gemeinden im Mittelpunkt. Eine Gegenwart, so Jürg Bräker, Generalsekretär der KMS, die aus zerbrochenen Hoffnungen, gelingenden Projekten, unerwarteten Geschenken und der Freude darüber bestehe, dass das gefragt sei, was uns geschenkt worden sei. Ausgehend von diesen Gedanken lud er die Teilnehmenden zu einem Austausch über Dankbarkeit ein. Im Rahmen einer kreativen Aktion wurden anschliessend mitgebrachte Kerzenreste eingeschmolzen und zu neuen Kerzen gegossen. «Vielleicht müssen wir Verbrauchtes loslassen, um es neu empfangen zu können. Das Wertvolle, das Licht und Freude in die Welt gebracht hat, gedenkend bewahren und es frei lassen, damit daraus neues Leben entstehen kann», erklärte Jürg Bräker die Symbolik. Wie Lukas Amstutz erinnerte auch er daran, dass der Aufbruch vor 500 Jahren ein Zerbruch war und dass Gebrochenheit zum Leben gehöre – auch zum Leben Jesu. Gleichzeitig betonte er: «Weil Jesus als der Gekreuzigte unter uns ist, können auch unsere Orte der Gebrochenheit, wo etwas zerbricht oder zu Ende geht, Orte der Begegnung mit Christus sein.»









Eindrücke des Anlasses in Zürich.
Ein Moment der Verbundenheit und Inspiration
Zum Abschluss des Anlasses erhielt jede Gemeinde und Kommission eine der gemeinsam gegossenen Kerzen als symbolisches Geschenk. Zusätzlich wurde allen ein kleines Säcklein Salz mitgegeben – eine Einladung, in der Welt Salz und Licht zu sein. Peter Moser von der Alttäufergemeinde Emmental zeigte sich nach dem Anlass bewegt: «Die Vielschichtigkeit der Schipfe, dieser unscheinbare Platz an der Limmat, hat mich zum Nachdenken angeregt.» Besonders berührt habe ihn ausserdem die gelungene Mischung der Beiträge, die den Blick auf die Gegenwart lenkten und gleichzeitig einen optimistischen Ausblick in die gemeinsam zu gestaltende Zukunft boten. Und Charly Gerber, Mitglied des KMS-Vorstands, hielt rückblickend fest: «Für mich war der Abend ein stimmiges, besinnliches und gleichzeitig ermutigendes Zurück- und Nach-vorne-Schauen – und das in einer verbindlichen Gemeinschaft.»
Internationaler Begegnungstag im Mai
Ein öffentlicher Anlass zum 500-Jahr-Jubiläum der Täuferbewegung findet am 29. Mai in Form eines internationalen Begegnungstag in Zürich statt. Dieser wird von der Mennonitischen Weltkonferenz organisiert. Auf dem Programm stehen Workshops, Konzerte, eine Podiumsdiskussion, ein Stadtrundgang und vieles mehr. Der Tag endet mit einem Gottesdienst mit ökumenischer Beteiligung im Grossmünster. Zudem finden das ganze Jahr über zahlreiche weitere Veranstaltungen statt, um die Täuferbewegung zu würdigen, über ihr Erbe nachzudenken und ihrer zu gedenken.
Weitere Informationen: www.anabaptism500.ch